Ein Kurs an der Grundschule Neubergerweg
An unserer Schule findet wöchentlich in der Kurszeit am Nachmittag die Streitschlicher-Ausbildung statt. Aus den Klassen des Jahrgangs 3 werden Kinder dafür ausgewählt.
Welche Eigenschaften sollte ein zukünftiger Streitschlichter haben?
– gute sprachliche Ausdrucksfähigkeit
– gutes Sozialverhalten (Vorbild)
– hohe soziale Akzeptanz in der Klasse
– Fähigkeit zur Verschwiegenheit
– Mut, die eigene Meinung zu vertreten
– psychisch belastbar sein
– Zuverlässigkeit
– Verantwortungsbewusstsein
– Durchhaltevermögen
– Zeit aufwenden können und wollen (Pausenverzicht)
Die Gruppe hat ein volles Programm zu absolvieren. Die Kinder lernen, dass gleiche Situationen bei den Menschen verschiedene Gefühle auslösen können und deshalb auch die Reaktionen von Kind zu Kind verschieden sind. Wichtig ist, die Gefühlslage und Interessen von Streitenden herauszufinden und gemeinsam mit ihnen eine Lösung zu finden, die genau zu diesem Konflikt passt. Wir üben das durch Rollenspiele, Partnerübungen und Pantomimen. Auch beim Spielen kann man sehr viel voneinander lernen.
Die Kinder lernen es, eine Streitschlichtung nach bestimmten Regeln und vorgegebenen Abläufen durchzuführen und zu protokollieren. Am Ende des Schuljahres legen die Kinder eine Prüfung ab und erhalten ein Zertifikat, in dem bestätigt wird, dass sie ausgebildete Schlichter sind.
Die Tätigkeit der aktiven Streitschlichter
Die ausgebildeten Schlichter gehen im Zweierteam jede Woche in die ihnen zugeteilten Klassen und fragen, ob es Streit gibt und bieten Schlichtungen an. Verabredete Schlichtungen tragen sie in ihre Kalender ein. Diese Schlichtungen finden dann in einer Pause statt. Das geschieht ohne Erwachsene! Die Streitschlichter werden aber nicht allein gelassen:
Die Supervision
Was ist das denn? Einmal wöchentlich treffen sich die Schlichter und die Ausbilderinnen, und jeder muss seinen Terminkalender und seinen Ausweis mitbringen. Alle Teams berichten über den Besuch in „ihrer“ Klasse. Wenn eine Schlichtung durchgeführt wurde, wird im Protokoll nachgelesen, auf welche Lösung sich die Streitenden geeinigt haben und ob alle sich an die Vereinbarung gehalten haben. Selbstverständlich dringt nichts davon nach außen! Manchmal klappen Dinge im Schlichter-Leben nicht so gut:
– Man kann den Termin selbst vergessen, dann ist der Schlichter-Partner genervt.
– Die Streitenden können den Termin vergessen, dann muss man die Kinder suchen.
– Der Raum ist besetzt.
– Eine Klasse ist nicht da oder Kinder sind krank.
– Die Streitenden wollen plötzlich nicht mehr, weil die Pause so schön ist.
– Kinder benehmen sich nicht gut, sind z.B. albern.
Dann kann man in der Supervision erzählen, was schief gelaufen ist und wie man sich gefühlt hat. Die anderen Schlichter können Tipps geben oder von ähnlichen Erlebnissen berichten, damit es beim nächsten Mal besser klappt. Sind zu viele Streitereien zu schlichten, kann man die anderen bitten, einem eine Schlichtung abzunehmen. Unter Kollegen hilft man sich gern, und die Schlichter sind alle sehr nette und hilfsbereite Kinder!
Schön, dass wir sie an unserer Schule haben!